Bern haben wir für uns entdeckt. Eine charmante Stadt, in der ganz unaufgeregt die Fäden der Schweizer Politik zusammen laufen. Ein historischer Ort, den man jedoch besuchen kann, ohne sich gleich mitten im japanischen Touristen-Blitzlichtgewitter wiederzufinden. Gewiss sind Touristen in der Stadt unterwegs, aber das authentische Berner Leben steht im Mittelpunkt.
Ein Vorteil, den man in Bern hat – man ist mitten im Herzen der Schweiz und kann in kurzer Zeit viele schöne Ziele erreichen. Wir haben uns aufgemacht, das Emmental zu besuchen.
Die Anreise von Bern ins Emmental
Von Bern aus ist Burgdorf, die Stadt im Emmental, mit dem Auto in 20 Minuten und mit dem Zug vier Mal pro Stunde in 15 Minuten erreichbar.
Swiss Travel Pass
Wir sind während unseres Schweiz-Aufenthalts mit dem Swiss Travel Pass unterwegs. Der Swiss Travel Pass berechtigt zur freien Fahrt mit Bahn, Bus und Schiff inkl. Panoramastrecken (zzgl. Zuschlag und Platzreservierung) sowie öffentlicher Verkehrsmittel in 75 Städten. 50% Ermäßigung bei den meisten Bergbahnen und freier Eintritt in über 480 Museen. Wir haben den Swiss Travel Pass Flex. Er ist – je nachdem, welche Variante man bucht – an 3, 4, 8 oder 15 frei wählbaren Tagen innerhalb eines Monats gültig.
Alle Informationen sind unter www.swisstravelsystem.ch zu finden.
Für uns geht es via Hasle-Rüegsau mit Bus und Bahn nach Affoltern im Emmental direkt vor die Emmentaler Schaukäserei. Die Fahrt dauert etwas weniger als eine Stunde.
Schaukäserei Emmental
Nach 54 Minuten sind wir an der Schaukäserei Emmental angekommen und treffen Barbara Eggimann von Emmental Tourismus. Sie begleitet uns durch den Tag und ist unser Guide.
Wir machen Mutschlis
Auf geht es in das Reich des Käsers Stefan Fluri. Mutschlis stehen heute auf dem Programm. Das Mutschli ist ein kleiner, halbharter und vollfetter Käse, der aus Kuhmilch hergestellt wird. Mit einem Gewicht von rund einem Kilogramm sind die Mutschlis im Vergleich zu einem Emmentaler-Laib (ca. 80 – 100 kg) winzig.
Käse kann sowohl aus Milch, als auch aus Molke hergestellt werden.
Herstellungsschritte:
Vorbereitung:
- Prüfung der Milch auf bakteriologische Beschaffenheit.
- Einstellen des Fettgehaltes (Hinzufügen oder Abtrennen von Rahm).
- Dauererhitzung, Pasteurisierung oder Hocherhitzung über dem Feuer – allerdings nicht bei der Herstellung von Rohmilchkäse wie z.B. unseren Mutschlis.
Dicklegen der Milch:
- Durch Säuren mit Hilfe von Milchsäurebakterien entstehen Frischkäse und gereifter Sauermilchkäse.
- Durch Lab gewinnt man Hartkäse, Schnittkäse, halbfesten Schnittkäse und Weichkäse.
- Kommt Lab zusammen mit Reifungskulturen in die Milch, so ist diese bereits nach einer halben Stunde dickgelegt. Diese Masse nennt man „Dickete“ oder „Gallerte“.
Schneiden – Formen – Pressen:
- Die Dickete wird mit der Käseharfe klein geschnitten. Je fester der Käse werden soll, desto kleiner. Der richtige Zeitpunkt zum Schneiden wird durch manuelle Prüfung festgelegt. Dadurch erhält man den sog. Käsebruch.
- Der Käsebruch wird vorsichtig erhitzt, damit sich das Bruchkorn weiter zusammenzieht und dabei noch mehr Molke verliert.
- Durch die weitere Verarbeitung wird der Wassergehalt und somit die Festigkeit und Lagerfähigkeit des Käses beeinflusst.
- Danach kommt der Käsebruch in sortentypische Formen. Es entstehen die Käselaibe.
Reifung:
- Die Reifung ist Voraussetzung dafür, dass sich das sortentypische Aroma entwickeln kann.
- Während der Reife werden die Laibe gewendet, bestrichen, gebürstet oder in Kräutern gewälzt.
Stefan Fluri liebt seinen Beruf und ist er Käser mit Leib und Seele. Da macht es auch Spaß, ihm bei der Arbeit zuzuschauen: Wie er seinen Zaubertrank rührt, mit der Käseharfe gekonnt die Dickete schneidet und am Ende den Käsebruch in die Formen gießt. Im Hintergrund läuft klassische Musik. Sein Tagwerk kann er jeden Abend in Form von Käselaiben abzählen. Wir haben ihn heute bei der Herstellung von 48 Mutschlis begleitet.
Schweizer Käsefondue
Nach dem Selber-Käseherstellen geht es mit dem Selber-Probieren weiter. Zwar können wir unsere Mutschlis nicht selbst verzehren, da diese den Reifeprozess noch vor sich haben, aber im Restaurant der Emmentaler Schaukäserei erwartet uns ein Schweizer Käsefondue. Es wird ein spezieller Topf aus Keramik mit geschmolzenem Käse serviert. Dazu werden Brot- und gekochte Kartoffelstückchen gereicht. Diese Stückchen steckt man auf eine lange Gabel und tunkt sie in den flüssigen Käse, bis sie damit völlig überzogen sind.
Käsefondue ist genau das richtige an einem kalten Wintertag. Die Schweizer machen es gern zu Hause und laden Familie und Freunde dazu ein. Jeder hat irgendein Geheimrezept von seiner Mutter oder Großmutter, sodass es überall anders schmeckt und einen jedes Mal eine kleine Überraschung erwartet.
Winterwanderung zum Lueg-Denkmal
Das Emmental ist ein wahres Wanderparadies: 1.100 km markierte Wanderwege und 50 Aussichtspunkte warten darauf, entdeckt zu werden. Nach dem deftigen Käsefondue ist eine entspannte Winterwanderung genau das richtige.
Unser Dank für einen unvergesslichen und erlebnisreichen Tag im Emmental gilt dem leidenschaftlichen Käser Stefan Fluri (Emmentaler Schaukäserei) und der lieben Barbara Eggimann (Emmental Tourismus).
Contact & Information
Emmentaler Schaukäserei: www.emmentaler-schaukaeserei.ch
An- und Abreise
Swiss Travel System: www.swisstravelsystem.ch
Schweizerische Bundesbahnen: www.sbb.ch
Alle Informationen über das Emmental gibt es unter www.emmental.ch.